Sicherheit an Bord: Check! Der Rundgang für Tag 1

Eine kompetente Sicherheitseinweisung gewinnt nicht nur die Herzen der Skeptiker. Sie setzt ein wichtiges Zeichen: im Notfall, Augen zu mir.

Wer stattdessen grübelnd Sicherheitsaspekte mit seinen Fingern abzählt, wird im Wetter-Chaos genauso wenig Beachtung finden.

Deswegen gebe ich dir hier meinen strukturierten Aufbau einer Sicherheitseinweisung, der Kompetenz ausstrahlt. Du führst die Crew in einem einzigen Rundgang durchs Boot und ersparst dir damit zusammenhangslose Zwischenfragen.

Übersicht

  1. Bewegung an Deck
  2. Leinen und Winsch
  3. Im Cockpit
  4. Wassersysteme
  5. Energie
  6. Rettung und Sicherheit

Bewegung an Deck

Meine Einweisung beginnt ganz heimlich mit dem Empfang vorm Boot. Ich zeige einmal vor, wie man über die Gangway geht, bevor die Leute mit schwerem Gepäck aufs Boot hopsen. Ein beherzter Test-Tritt prüft, ob das Brett nicht zum Surfbrett wird. Danach möchte sowieso jeder erst mal seinen Seesack verstauen und das Bier einkühlen.

Im Cockpit starte ich dann den offiziellen Teil. Willkommen.

Eine Hand fürs Schiff – eine fürs Leben

Bewegung an Deck geschieht immer mit tiefem Schwerpunkt und sicherem Tritt. Wir laufen nie und schon gar nicht in Notsituationen.

Gemütlichkeit ist immer Pflicht! Bist du im Weg, entspanne einfach in deiner Pose. So sieht der andere, wo sein nächster Schritt hin darf. Die Luken gelten als „Lava“, wer das Kinderspiel kennt.

Schienen, Schlitten oder Leinenbuchten sind die natürlichen Feinde der kleinen Zehe. Ich empfehle Bootsschuhe. Ihre Lamellen leiten das Wasser schnell von der Sohle ab und sorgen für Halt am wackeligen, nassen Boden.

Bewegen wir uns über das Deck, ist immer eine Hand am Boot. Ich wähle Griffe, die sich anfühlen, als wäre ich damit verwurzelt:

  • Griffe im Cockpit
  • Strecktaue, Lifeline
  • Mast, Wanten und Stage
  • Handlauf am Vorschiff
  • Durchgesetzte Vorschot

Der Überstieg an Land geschieht nur an den Wanten und nach Absprache mit dem Skipper.

Finger weg!

Die wichtigste aller Regeln:

  • Wir greifen nur das an, was uns gehört.

Niemand drückt das Nachbarboot weg, puffert mit dem Bootshaken, oder greift zur anderen Reling. Der Panik-Fender darf dazwischen, das war’s.

Jeder spürt diesen Helferinstinkt und muss ihn aktiv unterdrücken. Zusehen ist ein beklemmendes Gefühl, aber besser als Verletzungen zwischen tonnenschweren Massen.

Die trägen Kräfte am Boot sind überraschend stur. Allein wenn der Baum die Seite wechselt, bringt er unaufhaltsamen Schwung mit. „Wieder mal kopflos unterwegs?“, frage ich gerne bildhaft, wenn jemand erhöht im Cockpit die Landschaft genießt. Ich nenne es die Klatsch-Patsch-Zone.

Leinen und Winsch Handling

Unsere Hauptaufgabe an Bord ist zugleich die gefährlichste. Schließlich arbeiten wir mit Aeolus, dem Gott der Winde, zusammen!

Die Hand an der Leine

So weit wie möglich bediene ich die Leinen per Hand. Doch niemals darf man die Leine um die Handfläche wickeln! Ja, es gibt dir mehr Kraft, deine Sicherheit geht allerdings in diesem Moment über Bord.

Bei Klampen, Klemmen oder Winschen haben Finger oberste Priorität. Wann immer ich eine Leine in der Hand halte, zeigen meine Daumen zum Körper. Das ist der sicherste und effektivste Griff, bei dem ich jederzeit loslassen kann. Ein plötzlicher Ruck kann sich überall verstecken.

Deshalb bei Klemmen immer an eines denken:

  • Vor dem Öffnen, Zug brechen!

Man sieht nie, wie viel Kraft tatsächlich an der Leine hängt. Speziell bei der Vorsegel-Reffleine weise ich darauf hin. Der Wind könnte sie dir bei angenehmen 600°C aus den Fingern reißen. Sollte die Winsch nicht frei sein, nimmt man sich die Klampe.

Die Winsch sicher bedienen

Ich wickle die Leine mit dem Knöchel meines kleinen Fingers voran um die Trommel (Daumen zum Körper). Korrekt belegt, hält sie besser als eine Klemme.

Winsch voll belegen:

  1. Die Leine wickle ich 3-6 Mal im Uhrzeigersinn um die Trommel.
  2. Dann führe ich sie über die Nase der Winsch
  3. und lege sie vollständig (360°) in die Greifbacken.
  4. Nun ziehe ich sie an, um Spannung von der Klemme zu nehmen.
  5. Erst jetzt darf ich die Klemme öffnen.

a) Nun Dichtholen:

  1. Die Kurbel setze ich vollständig in die Winsch ein.
  2. Im Uhrzeigersinn dreht es sich schneller, aber schwerer.
  3. Gegen den Uhrzeigersinn geht leichter, aber langsamer.

b) Nun Fieren:

  1. Ich öffne die Klemme.
  2. Ich nehme die Leine aus den Greifbacken und von der Nase.
  3. Mit der freien Hand halte ich 2-3 Windungen an der Trommel.
  4. Stück für Stück fiere ich und lasse nie durchrutschen.
  5. Ich belege die Winsch wieder voll
  6. und schließe die Klemme.

Die Winsch verleiht eine Superkraft, mit der man schweißfrei sogar ein Segel zerreißt. Deshalb: Blick immer wieder zum Ergebnis!

Beim Dichtholen ohne Kurbel muss man die Leine aus den Greifbacken nehmen. Je mehr Windungen an der Trommel bleiben, desto mehr Reibung entsteht.

Im Cockpit

Wäre das Boot ein Körper, dann wäre das Cockpit wohl das Herz: Hier wird gelacht, gefeiert und vor allem hart gearbeitet.

Am Steuer

Das ist die wichtigste Einheit, für mich als Skipper jedenfalls. Ich möchte nämlich auch gerettet werden, sollte ich über Bord gehen!

Jedem zeige ich einmal, wie man die Zündung und den Motor bedient und weise auf das Plätschern der Wasserkühlung hin. Alle sollen mal Gas geben und immer an die Sekunde Pause zwischen den Gängen denken. Wer durch das Steuerrad greift, dem wird auf die Finger geklopft!

Wir starten nun den Motor und sehen uns die Instrumententafel an.

Motor starten:

  • Leerlauf
  • Zündung
  • Vorglühen (Dieselmotoren)
  • Starten
  • Wasserkühlung prüfen

Motor stoppen:

  • Leerlauf
  • Stopptaste halten
  • Zündung ausschalten
  • (Bugstrahlruder ausschalten)

Was tun, wenn der Kabelzug oder ein Steuerseil bricht? Wir öffnen eine Backskiste und finden unsere Notpinne. Ich zeige vor, wie man sie auf den Ruderkopf steckt und wie sie funktioniert.

Die Notpinne packen wir wieder zu den anderen Utensilien wie Zweitanker und Bootshaken. Den Deckel der Backskisten unbedingt sanft schließen und dabei auf die Finger achten.

Instrumente

Seekarten sind unverzichtbar, aber ohne Plotter möchte ich auch nicht mehr. Da jeder anders funktioniert, empfehle ich Learning by Doing. Wichtig ist die POB-Taste (Person über Bord) am Plotter. Sie markiert den Ort, an dem man sie drückt. Ein Boje-über-Bord-Manöver gehört in jedem Törn dazu.

Alle müssen den Autopiloten bedienen oder zumindest ausschalten können. Die überraschende Wende, die meine Segel ans Wasser legte, geistert noch heute in meinem Kopf. Ein kurzes Störsignal im Autopiloten genügt, und es geht dir gleich wie mir!

Kompass, GPS, Echolot, Logge, Windmesser und Radar erkläre ich meist je nach Bedarf.

Die Kollisionsverhütungsregeln und wichtige Seezeichen bespreche ich gern unterwegs. Das klappt in der Praxis am besten – vor allem mit meinem Auto-Fokus Fernglas.

Wassersysteme

Die vielen Rohre im Rumpf bilden eine kleine Infrastruktur, die jedes Crewmitglied handhaben muss. Neben einem effizienten Umgang sollte man auch bei einem Leck richtig handeln.

Tanks

Am Weg übers Deck zeige ich die Tanköffnungen für Frischwasser, Fäkalien und Treibstoff. Die zu verwechseln wäre tragisch, egal in welcher Kombination.

Wasser: Achtet beim Befüllen des Wassertanks auf Sauberkeit, denn Keime schleichen sich schnell ein. Reinigt das Schlauchende und die Zone um den Tankdeckel. Die Sonne macht das stehende Wasser im Schlauch zum Bakterien-Spa. Ich lasse die ersten paar Liter in einen Eimer fließen und schrubbe damit das Deck.

Auch wenn Trinkwasserqualität durch die Leitung rinnt, sollte Trinkwasser besser abgekocht werden.

Treibstoff: Beim Tanken möchte ich keine Dieselreste auf dem Deck hinterlassen. Die sind rutschig und verschmutzen die Umwelt. Als Absicherung tropfe ich etwas ökologisches Spülmittel um den Tankdeckel und forme anschließend einen Ring aus Küchenpapier darum.

Wir gehen jetzt unter Deck. Für die ersten zwei Stufen halte ich mich am Niedergang fest, drehe mich dann um und steige rückwärts ab.

Seeventile

Seeventile sind Öffnungen im Rumpf des Bootes, durch die Wasser zu- oder abfließen kann. Die verschiedenen Rohr-Systeme, wie die Kühlung des Motors oder die Toilette, öffnet oder schließt man mit diesen Ventilen. Ist der Hebel in Durchflussrichtung, ist es offen und quer dazu, geschlossen.

Unterwegs sollten alle Seeventile sowie Luken geschlossen sein. Ich persönlich halte das Kühlwasser-Seeventil allerdings offen. Für diese Aufgabe bestimmen wir eine Person: Captain Dicht.

Bei der Sicherheitseinweisung betone ich speziell die Seeventile im Bad: Einlass, Auslass und Schwarzwasser-Auslass. In Marinas, Buchten und anderen logischen Orten gehört der Fäkalientank zu!

Bord-WC

Alle Mundwinkel gehen hoch, wenn ich den Sitz am Thron vorführe. Diese Trockenübung ist allerdings besonders wichtig, damit niemand peinliche Fragen für sich behält. Die haben mir nämlich schon so manches Abenteuer beschert …

Beim Spülen holen wir uns Seewasser in die Toilette und pumpen alles über eine Leitung in den Fäkalientank hoch. Deswegen darf in die Toilette ausnahmslos nur das, was schon mal in dir war. Jedes Stückchen Papier verstopft das Pumpsystem.

Tipp: Gib etwas ökologisches Spülmittel in die Toilette und teste die Spülung noch im Hafen. Wenn Schaum in der Nähe des Auslasses auftaucht, sind die Rohre frei.

Toilette bedienen:

  • Schwarzwasser-Ventil kontrollieren
  • Entspannen
  • Wahlschalter Abpumpen (5x)
  • Wahlschalter Spülen & Pumpen (20x)
  • Wahlschalter Abpumpen (5x)
  • Deckel schließen

Bilgepumpe und Notlenzpumpe

Jeder Tropfen Wasser an Bord kennt nur den Weg nach unten. Irgendwann landet er in der Bilge unter den Bodenbrettern. Eine kleine Pfütze ist normal, doch wenn der Wasserpegel steigt, ist das ein akuter Notfall!

Die Ursache wäre interessant zu kennen, oder? Zunächst hilft die Geschmacksprobe, um zu testen, ob es Frisch- oder Salzwasser ist. Womöglich ist nur ein Wassertank undicht. Als Nächstes prüft man alle Seeventile und beginnt im WC.

Sollte die automatische Bilgepumpe ausfallen, bleibt uns immer noch die manuelle Lenzpumpe. Diese zeige ich jedem an Bord und erkläre, wie man damit das Boot über Wasser hält.

Energie an Bord

Wir duschen sparsam, öffnen den Kühlschrank nur kurz und kochen mit Bedacht. Wasser, Strom und Gas sind an Bord heilig.

Gasanlage

Die Gasflasche befindet sich im Gaskasten, meist achtern an Deck. Das Gas strömt aus der Flasche durch eine starre Rohrleitung bis in die Kombüse. Ist das zweite Absperrventil offen, fließt es durch einen flexiblen Schlauch weiter und befeuert Herd und Ofen.

Die sicherste Methode ist wohl, beide Gas-Ventile jedes Mal zu öffnen und nach dem Kochen wieder zu schließen, oder?

Ab Tag vier kämpft diese Doppelarbeit mit der seglerischen Gemütlichkeit. Der eine dreht nur mehr das Ventil draußen zu, die andere nur am Herd. Schon ist die Frage: „Gas ist zu?“ missverständlich und gefährlich.

Ich einige mich mit der Crew lieber auf ein einziges Ventil. Dieses drehe ich auf und zeige dann die Bedienung des Herdes, einschließlich der halb-kardanischen Aufhängung und der Topfhalter.

Riechst du auch Gas?

Bei einem Gasleck geht ihr folgendermaßen vor: Schließt zuerst die Absperrventile der Gasleitungen. Öffnet dann alle Türen, Luken, den Deckel der Bilgepumpe und die Niedergangstür. Geht nun an Deck und lasst das Boot auf einen Vorwindkurs drehen. Der Wind bläst das Gas von achtern nach vorn aus dem Schiff.

Keine offenen Flammen und keine elektrischen Schalter betätigen!

Strom

Gaslecks sind selten, Stromlecks hingegen kommen auf jedem Törn vor. Ich blicke zu dir, Kühlschrank! Während des Segelns kann er die Batterie stark belasten und im schlimmsten Fall sogar tiefenentladen. Der Vercharterer begrüßt dich dann mit einer saftigen Rechnung in der Hand.

Unter Motorbetrieb darf er eingeschaltet sein. Die Lichtmaschine wandelt den Treibstoff in Strom um und lädt alle Batterien währenddessen auf. Dennoch startet der Motor mit einem eigenen Stromkreislauf, damit selbst hungrige Kühlschränke ihm nichts anhaben können.

Die jeweiligen Not-Aus-Schalter für Verbraucher- und Starterbatterie zeige ich jedem Crewmitglied. Beim Geruch von durchgeschmorten Leitungen müsst ihr schnell reagieren. Motor vorher abstellen!

Werkzeugkasten

Ohne Gewebeband bist du kein Skipper – etwas am Boot ist immer locker. Schmierstoff, Zangen oder Ersatzteile bringen die Klapperkiste wieder zum Laufen.

Schaut gemeinsam in den Werkzeugkasten und macht euch mit den Utensilien und Ersatzteilen vertraut. Bootsmechaniker schreiben selten faire Rechnungen.

Motor

Wir öffnen den Motorraum und rufen unseren Sonnenbrillenträgern „Niedergang offen!“ nach draußen.

Wer täglich den Ölstand misst, die Keilriemenspannung testet, auf Wasserlecks prüft und die Kühlung kontrolliert, der bekommt einen brav schnurrenden Motor.

Sollte es dennoch aus dem Niedergang qualmen, niemals nachsehen! Frischer Sauerstoff könnte den Motorraum explosionsartig entzünden. Stattdessen nimmt man sich den Feuerlöscher, steckt den Auslass in das Lösch-Loch und drückt ab.

Brandschutzeinweisung

Ich bin kein Feuerwehrmann. Im Internet eine Brandschutzanleitung zu veröffentlichen, ist mir etwas zu heiß. Hier sind jedenfalls die vier grundlegenden Schritte, die ich mit meiner Crew befolge:

  1. Alamieren:Feuer an Bord!“ rufen
  2. Sichern: Alle in Sicherheit bringen, Rettungsmittel bereithalten
  3. MAYDAY: Notruf absenden
  4. Löschen: Löschmittel je nach Art des Feuers

Wenn es die Situation zulässt, könnt ihr entsprechend auf die Ursache reagieren: Motor abstellen, Stromkreisläufe am Hauptschalter abschalten, Gas zudrehen oder Luken und Türen schließen.

Die meisten Brände entstehen in der Pantry beim Kochen. Fett darf niemals mit Wasser gelöscht werden! So eine Explosion würde den gesamten Innenbereich mit einer tödlichen Feuerwolke füllen. Beim Fettbrand ist die Löschdecke das richtige Mittel, das bei mir immer griffbereit beim Herd liegt.

Rettungs- und Sicherheitsausrüstung

Ein Leben oder das Schiff sind in unmittelbarer Gefahr? Nur dann ist es auch ein Notfall. Damit es nie so weit kommt, sichern wir uns ab. Doch was tun im Ernstfall?

Verbandskasten

Bei Verletzungen möchte jeder den Verbandskasten erstens schnell finden und zweitens nicht in ihm herumkramen müssen. Öffnet ihn und sortiert Verbandsmaterial, Pflaster, Handschuhe, Werkzeuge sowie Desinfektionsmittel. Auf Charteryachten werden sie nicht immer vollständig nachgefüllt. Während einer Segelpause könnt ihr die Anleitung zur Ersten Hilfe lesen.

Funkgerät – MAYDAY

Mindestens eine Person muss ein Funkzeugnis mit an Bord nehmen. Wie das Funkgerät funktioniert, erklärt der Funker.

Der Not- und Sicherheitskanal 16 ist immer eingestellt und für dein MAYDAY allzeit bereit. Besitzt das Funkgerät DSC, wird beim Drücken der Distress-Taste die MMSI-Nummer und die Position des Schiffes auf Kanal 70 automatisch übermittelt. Diese Taste muss die Crew kennen und im Notfall länger als 5 Sekunden drücken.

Seenotsignale

Manche Raketen dürfte streng genommen nur ein Pyrotechniker zünden. Im Seenotfall darf es jeder. Dazu sehe ich nach, wie ich die Signale halten muss, wie ich sie auslöse, was sie machen und wie lange sie brennen.

Die wichtigsten Seenotsignale sind:

  • Rote Fallschirmraketen, die du mit dem Wind nach oben hin feuerst. Ab ca. 300 Meter Höhe öffnen sie ihren Fallschirm und zünden das Signalfeuer. Sie brennen etwa 40 Sekunden lang und sind rund 30 Seemeilen sichtbar. Damit bekommt ihr erst mal Aufmerksamkeit.
  • Leuchtraketen mit roten Sternen. Diese feuerst du genau gleich ab. Sie schießen rote Lichter ca. 30 Meter hoch und brennen rund 6 Sekunden lang. Damit könnt ihr eure Position der Rettung verdeutlichen.
  • Rote Handfackeln. Halte sie in der Hand, weg vom Körper nach Lee und über dem Wasser. Manchmal tropft glühende Schlacke herunter. Die Fackeln brennen in der Regel etwa eine Minute lang. Sie signalisieren eure genaue Position, wenn Hilfe bereits in der Nähe ist.
  • Orange Rauchboje. Sie legt eine riesige orange Rauchwolke über das Wasser. Diese sieht jeder, allerdings nur bei Tag und guter Sicht. Es gibt auch Wasserfärbemittel.
  • Dauerton. Ein durchgehender Ton über das Nebelhorn gilt international als Notsignal.
  • SOS-Handzeichen, auch bekannt als die müde Fliege. Dabei schwenkst du die Arme gelassen auf und ab.

Rettungsweste

Nun bekommt jeder eine persönliche Rettungsweste und geht damit wieder ins Cockpit. Ich führe meine der Gruppe einmal vor und gehe auf folgende Punkte besonders ein.

  • Verschluss und Schrittgurt
  • Richtiger Sitz (auch mal tief einatmen)
  • Lifeline: Kurzer und langer Karabiner
  • Automatik Funktion
  • Siegel der Gasdruckpatrone
  • Aufblasen im Notfall (Mundstück)
  • Ablassen
  • Licht

Frage an die Runde für ein Mitarbeitsplus:
Warum binde ich mir die zwei Enden der Lifeline unterschiedlich lang?

Mit dem kurzen Stück hänge ich besonders stabil am Einpickpunkt. Das längere Ende bietet mir den Spielraum, eine neue Stelle erreichen zu können. Durch diese Doppel-Technik hängt sich niemand versehentlich mit beiden Enden ab.

Die Reling ist fürs Nicht-hinausfallen gedacht und stützt nur nach außen. Wer sich hier einpickt, baumelt bei hohem Seegang ziemlich wahrscheinlich außerhalb der Reling.

Strecktaue

In schwierigen Situationen bindet ihr Strecktaue über die Längsachse des Schiffes. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, mir gefällt die U-Variante:

Du machst ein Ende an der Bugklampe fest. Die weiterführende Part spannst du an der gleichen Seite zur Heckklampe zurück und machst sie dort fest. Dann führst du sie zur gegenüberliegenden Heckklampe und wieder nach vorne zur anderen Bugklampe. Achte auf korrekte Klampenschläge, denn nur die sind sicher.

Dieses U ist der primäre Einpickpunkt für eure Lifeline. Bewegt euch, als wärt ihr nicht gesichert: Tiefer Schwerpunkt, eine Hand für die Lifeline, eine fürs Boot und immer luvseitig gehen.

Rettungsinsel

Eine Katastrophe tritt ein und wir müssen unser Boot aufgeben! Die Rettungsinsel bietet uns im äußersten Notfall Zuflucht. Doch bevor ich freiwillig in die Gummizelle steige, muss mir das Wasser wörtlich bis zum Hals stehen!

Ist Hilfe unterwegs, wirft einer das komprimierte Rettungspaket ins Wasser. Entweder aktiviert sich die Insel automatisch, oder mit einem festen Ruck an der Reißleine, die am Boot hängt.

Beim Einstieg sollte man versuchen, trocken zu bleiben. Dazu zieht ihr die Rettungsinsel an die Bordwand und steigt am besten an den Wanten über.

Je nach Modell findet ihr im Inneren Seenotsignale. Es ist klug, einen wasserdichten Grab-Bag, befüllt mit den wichtigsten Utensilien, vorzubereiten und mitzunehmen.

Wer sicher segelt, segelt sicher wieder.

In einem Seenotfall trägt selbstverständlich jeder seine Rettungsweste und ist eingepickt. Notwendig ist sie allerdings bereits in herausfordernden Situationen. Das ist definitiv bei Seekrankheit der Fall.

Damit die Rettungsweste auch rettet, kontrolliere ich nun den Sitz aller Mitsegler. Danach verstaut sie jeder in der persönlichen Koje und nimmt sich ein Entspannungsgetränk mit hoch.

Sicherheit an Bord: Check!
Das bestätige ich mir mit einer Unterschrift eines Crewmitgliedes, damit auch die Versicherung hinter mir steht.

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Kopfkino statt Hafenkino

In diese Übersicht einer gelungenen Sicherheitseinweisung konnte ich nicht alles packen. Vielleicht habe ich sogar etwas Wichtiges vergessen?

Macht nichts! Die perfekte Sicherheitseinweisung endet sowieso erst mit der Rückkehr im Heimathafen. Als Skipper wacht stets ein Auge auf den Fingern der Mitsegler. Gegebenenfalls schärft man nach.

Erklären, Zeigen, Kommunizieren, Wiederholen.

Jede herausfordernde Situation bespreche ich dynamisch in der Gruppe. Wenn wir sie gemeinsam erarbeiten, gibt es auch keine Überraschungen in der Hitze des Gefechts. Schlechte Ideen sind nur dann schlecht, wenn sie jemand real macht.

Der wichtigste Aspekt ist schließlich das Kino in den Köpfen der Crew.

Sicher und gelassen

Jeder Mitsegler spürt die Zuversicht der Gruppe. Eine kompetente Sicherheitseinweisung stärkt dieses Vertrauen in die Gemeinschaft und damit auch das Vertrauen in sich selbst.

Beim Segeln üben wir schließlich das Ungewöhnliche. Echte Notfälle sind noch seltener, doch ein starkes Team lässt auch das aussehen wie Routine.

Wir achten aufeinander, verwöhnen uns gegenseitig und feiern das Leben. Schließlich sind wir die beste Crew der Welt!

Tristan

Tristan

Als ICC-zertifizierter Skipper entdecke ich die Nuancen der Segelwelt. Entweder mit Leinen in der Hand, oder Tastatur unter den Fingern.