Jeder versteift den Körper, wenn das Boot in die nächste Meter-Welle taucht. Der Sturm pfeift um die Ohren und wir müssen das Großsegel bergen.
Die Person am Mast sieht den Skipper rufen. Doch die schlagenden Segel peitschen jedes zweite Wort zurück.
Viele Segler wünschen sich in diesem Moment, die Segelwelt und ihre Feinheiten besser zu verstehen.

Doch du weißt genau, was zu tun ist. Du nickst deinem Leinen-Parter im Cockpit zu und ihr holt das Großsegel im Duett nach unten. Das Boot beruhigt sich.
Überblick
Um sich an Bord wohl zu fühlen, muss man die alte Seemannssprache entschlüsseln. Ich beschreibe dir so gut wie jedes Teil am Segelboot und führe dich übers und unters Deck.
Danach wirken die eigenartigen Begriffe völlig logisch. Doch anstatt sie stupide aufzuzählen, würze ich mit ein paar Skipper-Tipps. Egal ob im Bord-Alltag oder beim Stammtisch, steige nun selbstbewusst in jedes Seglergespräch ein!
Damit es keine losen Leinen gibt, kannst du hier die fünf Themen nachschlagen.
Es gibt unendlich viele Bauformen und Ausstattungen. Betrachten wir mal die langweiligste, durchschnittlichste Standard-Yacht.

Rumpf
Tonnen von Metall schwimmen wie eine Gummiente in der Badewanne. Archimedes hat es entdeckt: Ein Objekt schwimmt, wenn es mehr Wasser verdrängt, als es selbst wiegt.
Der Rumpf ist der Schwimmkörper, der alles von der Mastspitze bis zum Kiel zusammenhält und schwimmen lässt. Er ist „das Boot“. Gehen wir ihn Schritt für Schritt durch.

Das Deck
Segel setzen, ankern, Fender anknoten – die Crew muss sich beim Segeln quer über das Boot bewegen können. Das alles passiert am oberen Boden und heißt Deck.
Wer sein Boot liebt, betritt es nur mit Deckschuhen. Diese haben eine helle, abriebfeste Sohle. Viel wichtiger sind jedoch die feinen Lamellen, die sie rutschfest machen. Im Sommer bin ich jedoch Barfußsegler.
Während wir über das Deck gehen, treten wir niemals auf Luken (Fenster), denn die Kunststoffscheiben brechen leicht.

Die Reling
Dieses Geländer, das unser Deck wie ein Gartenzaun umschließt, dient nicht nur der Sicherheit, sondern auch als Befestigungspunkt für Fender (Abstandshalter-Ballone) und Rettungsmittel.
Der Relingdraht spannt sich bei Druck nach außen und versteift so die Reling, was uns vor dem Hinausfallen schützt. Doch Vorsicht: Wenn sich Fremde beim Anlegen darauf abstützen, reicht schon ein etwas Druck nach innen, und sie fällt zusammen. Es gibt bessere Griffe.
Der Bug
Das ist der vordere Teil des Rumpfes und seit Titanic ein berühmter Ort. Damit wir am Anker und am Vorsegel sicher arbeiten können, gibt es hier einen verstärkten Bereich der Reling; den Bugkorb.
Wir öffnen dort den Bugdeckel und finden die 30-70 Meter lange Ankerkette, die über die Ankerwinsch zum Anker führt. Manchmal ist dort sogar der Einlass eines Wassertanks versteckt.
Ein Segelboot gleitet nicht wie ein Schnellboot auf, sondern drängt sich voll eingetaucht durchs Wasser. Deshalb führt der Bug mit einer spitzen Kante, die optimal durch die Wellenberge schneidet. Ein sogenannter Verdrängerrumpf.
Das Heck
Das Heck ist der hintere Teil des Rumpfes. Dort befindet sich auch das Steuerrad oder die Pinne. Hier gibt es wieder verstärkte Bereiche der Reling; die Heckkörbe. Von da aus werfen wir die Heckleinen.
Die hintere, äußere Fläche nennt sich Spiegel. Bei manchen Booten lässt sich der Spiegel sogar herunterklappen und wird so zur Badeplattform. Im Sommer der Hit. Natürlich gibt es auch eine ausziehbare Leiter, um wieder ins Boot zu kommen.
Das Ruder
Es ist wie eine große Finne am Heck, nur eben drehbar gelagert. Mit dem Steuerrad (oder der Pinne) stellst du das Ruder nach Steuerbord oder Backbord, quer zur Fahrtrichtung.
Solange es schräg steht, lenkt es das umströmende Fahrtwasser ab. Das schiebt das Heck zur Seite und lenkt damit das gesamte Boot ein. Wie der Einkaufswagen im Baumarkt, bei denen sich nur die hinteren Rollen drehen.
Ohne Umströmung tut das Ruder nichts anderes als nass zu sein, denn es entsteht keine Umlenkkraft. Deswegen haben Skipper beim An- und Ablegen ein paar Konzentrationsfalten auf der Stirn. Wir möchten immer steuerbar bleiben!
In meinem Artikel erfährst du alle Skills, die man am Steuer braucht.

Das Cockpit
90 % der seglerischen Aufgaben bewältigen wir im Cockpit. Damit ist der vertiefte Bereich des Decks gemeint; mit Steuerrad, Navigation und Segelgerätschaft.
Doch nicht alles im Cockpit muss sportlich sein. Dort erzählt man sich übertriebene Seemannsgeschichten, ärgert sich über den Wind oder isst unter offenem Himmel. Im Cockpit lebt die Crew.
Die Kabine
Wir gehen nun über den Niedergang unter Deck. Das ist die Treppe, unter der sich der Motor versteckt.
Geschlafen wird kuschlig wie in einem Camper. Es muss ja auch vieles in die Kabine: Küche, Sitzecke, Badezimmer, WC und Dusche, Schlafkojen und mehr.

Die Kombüse / Pantry
Am Boot kochen wir mit Gas. Dank der vollwertigen Küche gelingt auch fast jedes Haubenmenü. Sogar der Ofen kann bei Wellengang frei schwingen – sieht schräg aus!
Die Bilge
Das ist der Bereich unter dem Boden, auf dem wir gerade stehen. In diesem untersten Raum kann sich Leck- oder Kondenswasser sammeln, welches die Lenzpumpe wieder nach draußen pumpt.
Der Kiel
Wenn der Wind auf die Segel drückt, würde das Boot einfach umkippen, volllaufen und untergehen wie ein Kanu. Doch dafür gibt es das Rückgrat des Bootes: den Kiel. Er sorgt für das notwendige Gegengewicht unter dem Boot.
Es existieren verschiedene Bauformen, doch meistens besitzt der Kiel eine flache Kielflosse. Sie reduziert die seitliche Abdrift durch Wind und Strömung und ist der Grund, warum wir gegen den Wind segeln können.
Am unteren Ende ist meist ein stromlinienförmiges Gewicht angebracht, das etwa 2 Meter tief reicht: die Kielbombe.
Wie man so schön sagt: Man braucht immer nur eine Handbreit Wasser unter dem Kiel!
Die Wasserlinie
Wenn du die Seitenwand eines Bootes ansiehst, verschwindet sie ab einer gewissen Tiefe im Wasser. Ziehst du hier eine gerade Linie zwischen Bug und Heck, hast du die Wasserlinie.
Länge läuft, besagt die seemännische Regel. Je länger das Boot, desto länger ist die Wasserlinie und desto schneller ist dein Boot! Warum das so ist, zeige ich in meinem Artikel zur Rumpfgeschwindigkeit. Eine 40 Fuß Wasserlinie schafft beispielsweise maximal 8.5 Knoten.
Orientierung am Boot
Achtung! Schiff von rechts!
Dein rechts oder mein rechts?!
Mein links!
Wenn du eine Rechts-Links-Schwäche hast, kein Problem. Ich verrate dir meine Eselsbrücke: Zu alten Seemannszeiten war das Steuer traditionell rechts. Und wer war die berühmt-berüchtigte Seemannsnation? Die Briten. Wo haben sie ihr Steuer? Rechts!
Backbord = links
Steuerbord = rechts
Die Windrichtungen haben natürlich auch einen eigenen Namen. Lee (dort wo der Wind hinbläst) und Luv (wo er herkommt).
Spuckst du nach Lee, geht’s in die See.

Segel
Es gibt mehr Segel-Konfigurationen, als ich Farben nennen kann. Für einen flotten Törn auf einer modernen Segelyacht ist eine Besegelung jedenfalls beliebt: das Slup.
Der Mast
Der vertikale Pfeiler in der Mitte des Bootes, der die Segel hält, heißt Mast. An der Spitze, dem Masttopp, sitzt der Verklicker (Windanzeiger). Dieser funktioniert wie ein Wetterhahn und zeigt mit der Spitze immer nach Luv (zur Windquelle).
Der Baum
Der Baum ist der waagrechte Pfeiler am Masten, der das Hauptsegel aufspannt.
Mit dem Baum sorgen wir dafür, dass das Großsegel in der richtigen Position steht. Wir können ihn nach Steuerbord oder Backbord schwenken und auch hoch und nieder kippen.
Den Radius, in dem sich der Baum um den Mast drehen kann, nenne ich Kaltsch-Patsch-Zone. Auf den Kopf achten!
Die Takelung (Besegelung)
Ein modernes Segelboot takelt man gerne als Slup. Das heißt: ein Großsegel und ein Vorsegel.
Es sind ganz logische Namen: Das Großsegel ist das größte Segel zwischen Mast und Baum. Da seine riesige Fläche mittig am Boot sitzt, ist es für die Krängung (Schräglage) hauptverantwortlich.
Das Vorsegel ist vor dem Mast und wird vom Bug aus zum Masttopp aufgezogen. Es vergrößert die Segelfläche und bietet damit mehr Vortrieb. Es gibt kleine (Fock), große (Genua) und riesige (Code Zero) Vorsegel.

Die Segelkanten (Liek)
Wenn der Skipper die Segel trimmen will (für den Wind optimieren), dann gibt er Kommandos für ein Liek.
- Vorliek: Die vordere Kante des Segels
- Achterliek: Die hintere Kante des Segels
- Unterliek: Die untere Kante des Segels
Die Segelecken
- Kopf: Die obere Ecke des Segels
- Hals: Die untere, vordere Ecke
- Schothorn: Die untere, hintere Ecke
Rigg / Takelage
Alles, was nach oben zeigt, muss befestigt und auch bedient werden. Die Seefahrt teilt es in zwei Bereiche auf:
Das stehende Gut (Masten, Tauwerk zur Stabilisierung, Salinge).
Das laufende Gut (Leinen für das Bedienen der Segel).
Das stehende Gut
Damit der meterlange Mast im Sturm nicht abbricht, nutzen Schiffbauer Leinen oder Stahlseile, die ihn stabilisieren.
Stage stützen den Mast in Längsrichtung, Wanten in Querrichtung.
- Vorstag: Es ist ein Seil aus gedrehtem oder massivem Stahl und wird zwischen Bug und Mastspitze gespannt. Es hält den Mast entlang der Längsachse nach vorne.
- Achterstag: Das Gegenstück zum Vorstag zwischen Masttopp und Heck. Völlig steif ist der Mast nicht, eine gewisse Biegung ist sogar erwünscht. Mit dem Achterstag zieht man den Masttopp nach hinten (achtern) und spannt den Mast damit wie einen Bogen.
- Wanten: Das sind Seilpaare, die den Mast zur linken und rechten Schiffseite hin versteifen.
- Salinge: Das sind die Querstreben am Mast. Sie dienen als Umlenkpunkte für die Wanten, damit die Kräfte optimal verteilt werden.
Das laufende Gut
Ein Trigger-Wort erhöht den Blutdruck eines jeden Seglers. Sag niemals Seil zu einer Leine! Nimm stattdessen eines der 100 anderen Synonyme.

Segel setzen, reffen, trimmen, bergen und mehr. Fast für jede Aufgabe gibt es eine spezielle Leine.
- Fallen: Diese Leinen brauchen wir für das Setzen der Segel und um die Spannung am Vorliek einzustellen. Sie ziehen den Kopf nach oben. Jedes Segel bekommt eines: Großfall, Fockfall, Spifall…
- Schoten: Sie ziehen das Schothorn zur Seite. Es gibt oft nur eine Großschot, aber beispielsweise zwei für das Vorsegel (Steuerbordschot, Backbordschot). Mit diesen Leinen positionieren wir die Segel und stellen ihr Profil ein.
- Baumniederholer: Ein typisch deutsches Wort. Bei manchen Kursen könnte der Baum etwas steigen. Das wollen wir nicht immer und halten ihn mit dem Baumniederholer auf Zug nach unten.
- Cunninghamstrecker: Dieser spannt das Vorliek, damit das Segel je nach Windlage optimal getrimmt bleibt.
- Unterliekstrecker: Streckt das Unterliek des Großsegels. Wer hätte es gedacht? Damit wandert das Schothorn dem Baum entlang.
- Reffleinen: Diese braucht man zum Reffen (Verkleinern) der Segelflächen. Die meisten Segel erlauben mehrere Reffstufen.
- Dirk: Eine Leine, die von der Mastspitze bis zum Baumende läuft. Sie hält den Baum, wenn das Hauptsegel nicht gesetzt ist.
Die zwei typischen Reffsysteme zeige ich in meinem Reff-Artikel, der dich zum Sturmsegler macht.
Der Traveller

Mit dieser Schiene verschiebst du den Festmachepunkt des Baumes entlang Steuerbord und Backbord. Du kannst also das Baumende in Richtung Luv oder Lee ziehen, ohne das Segelprofil zu ändern.
Gerade bei Böen kann man mit dem Traveller den Baum kurz fieren, um Druck herauszunehmen.
Utensilien
Die Winschen
Die übermächtigen Kräfte am Segelboot sind oft unsichtbar. Mit dieser speziellen Seilwinde gewinnen wir wieder die Oberhand. Alle möglichen Leinen können wir mit wenigen Windungen um die Winsch legen und bekommen dadurch Kraft und Sicherheit.

Mit dem losen Ende in der Hand können wir die Leinen über die Winsch fieren (Lose nachgeben) und auch dichtholen (anziehen). Sie dreht sich wie eine Ratsche nur im Uhrzeigersinn.
Wird der Zug zu hoch, steckt man die Winschkurbel hinein und kurbelt die Leine dichter und dichter.
Die Hebelklemmen
Die wichtigsten Leinen führen ins Cockpit und laufen vorher durch ihre jeweiligen Hebelklemmen hindurch. Diese können wir öffnen und schließen.
Schließt du die Klemme, verbeißt sich der Bremsblock im Inneren an der Leine. Weiter dichtholen klappt trotzdem, denn die Bremsbacke zwickt nur in die eine Richtung zu.
Willst du eine Leine fieren, öffnest du ihre Klemme. Davor musst du den Zug über eine Winsch oder eine Klampe brechen. Bei dicken Leinen öffne ich die Klemmen auch beim Dichtholen, damit ihr Mantel nicht an den Bremsbacken scheuert.
Die Klampen
Sie sehen aus wie ein schmaler Mini-Amboss und verbinden eine Leine fest mit dem Boot. Dabei wickelt man das Tauwerk mit dem Klampenschlag um den Fuß und die Hörner. Bei der korrekten Technik reißt noch eher das Seil, bevor sich der Knoten löst.
Klampen brauchst du beispielsweise, wenn du anlegst und das Boot festmachst. Auch für Strecktaue und Bullenstander nutze ich sie regelmäßig.
Die Fender
Damit die Segelyacht nicht an der Hafenmauer und anderen Booten kratzt, bindet man diese Ballone rund um den Rumpf. Sie dienen als Stoßdämpfer und Abstandshalter.
Sobald das Boot abgelegt ist, sollten die Fender wieder hinein. Es passiert zwar nichts, aber Segler verurteilen gerne im Wasser taumelnde Ballone. Wir sind schlimmer als Golfer.
Der Kompass
Klar ist er oldschool. Aber er wird immer funktionieren, selbst wenn sich GPS-Empfänger über ein Funkloch beklagen. Eine kleine Linie zeigt dir sogar an, ob du noch auf Kurs bist.
Der Kartenplotter
Ein bisschen Luxus und Komfort schadet dennoch nicht. Kartenplotter sind multifunktionale GPS Geräte, die dir eine Seekarte, deinen Kurs und vieles mehr anzeigen: Geschwindigkeiten, Tiefe, Windrichtung, Schiffsverkehr,…

Der Motor
Er hat drei grundlegende Aufgaben. Nachdem man sich nicht selbst in die Segel pusten kann, ist der erste Grund klar. Wir brauchen ihn bei Flaute.
Seine zweite Aufgabe sind die Manöver. Mit gesetztem Segel werden wir wohl kaum in der Box anlegen (parken). Nicht zuletzt, weil Segelmanöver in Häfen verboten sind.
Ganz klar braucht eine Segelyacht den Motor, um bei allen Manövern steuerbar zu bleiben. Die Schiffsschraube sitzt direkt vor dem Ruderblatt und kann es somit jederzeit umströmen und wirksam machen.
Neben dem Diesel-Antrieb braucht eine Segelyacht auch Elektrizität: für Plotter, Autopilot, Beleuchtung, kalte Biere und mehr. Die Batterien bekommen im Hafen ihren Strom. Aber auf hoher See? Mit der Lichtmaschine können wir sie unter Motorbetrieb laden.
Der Anker
Es gibt unzählige Bauformen, doch jeder moderne Anker ist eine Art Schaufel, oder besser gesagt Hacke. Wenn er halten soll, muss er sich eingraben können. Steingeröll oder Seegras sind furchtbare Ankergründe!

Was überraschend ist: Die Ankerkette sollte etwa 5-7 mal so lang sein, wie das Wasser tief ist (plus Freibord)! Es hält schließlich nicht der Anker das Boot, sondern die Kette. Ein Seelineal braucht man glücklicherweise nicht – dafür gibt es an der Kette 10-Meter-Markierungen.
Auch wir sind gerade bildhaft gesehen zum Meeresgrund meines Artikels gesunken. Ob ich etwas vergessen habe? Bestimmt! Aber für einen abenteuerlichen Törn reicht’s. Abenteuerlich auf die gute Art, versteht sich.
Für das Abenteuer der schlechten Art rüsten wir uns dennoch. Sei dabei, wenn ich in meiner Sicherheitseinweisung die lebenswichtigen Systeme und Ausrüstungen bespreche!