Die versteckten Kosten beim Charter-Segeln im Blick

Wie viel kostet ein kompletter Segeltörn? Tja, es bleibt jedenfalls nicht bei den sündhaft teuren Bootsmieten!

Ich gebe dir gleich eine Übersicht, damit du nicht die schwarze Flagge hissen musst, sollte mal das Geld ausgehen. Mit diesem Kostencheck überrascht dich nichts mehr.

Über den Daumen gepeilt

Zuerst ein Auto, dann ein Haus, dann ein Boot. Ein Segelurlaub steht für Luxus. Es gibt Charter-Preise, da zieht sich mein Magen zusammen, aber so muss es nicht sein.

  • Buchst du mit Fingerspitzengefühl in der Nebensaison, dann bist du bereits für 300 € eine ganze Woche am blauen Nass. Die Yacht wird sicher über 10 Jahre am Buckel haben, kürzer als 30 Fuß (ca. 9 m) sein und Doppelkabinen für ca. 4 Personen bieten. Wie eine charmante, alte Bauernhütte.
  • Ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis bekommst du mit einer 3 Kabinen Segelyacht zwischen 1000 – 3000 € (plus Nebenkosten). Damit kostet euch der gesamte Törn zwischen 600 – 1000 € pro Kopf und Nase.
  • Wenn Geld keine Rolle spielt, (dann schau doch mal in meinem Shop vorbei) und gönn dir eine Klimaanlage, bequeme Einzelkabinen, einen schneidigen Katamaran und das alles in der Hauptsaison. Rechne mit 1000 € aufwärts.

Ein Überblick

Heute geht es jedoch nicht um Preisvergleiche, sondern um den Kostencheck. Also werde Teil meiner 6-Personen-Crew in einer schönen 40 Fuß (ca. 12 m) Yacht:

a) 3450€ All-Inclusive
„gratis“ Skipper

⇒ 3450€ / 6 Personen = 575€ p.P.

b) 4450€ All-Inclusive
gebuchter Skipper

⇒ 4450€ / 5 Personen = 890€ p.P.

Das wären die größten Kosten für eine Woche Spaß am Wasser.

Aber ganz ehrlich, die preisliche Spannweite ist enorm. Wenn du dein Budget finden willst, reicht die Bootsmiete nicht, denn die Ausgaben beeinflussen sich gegenseitig. Beispielsweise wird das Anlegen am Hafen teurer, je länger dein Boot ist.

Verschaffen wir dir einen besseren Einblick.

Der Vercharterer (2000€)

Es war ärgerlich. Meine Billig-Fluglinie erlaubte gratis Handgepäck, also reiste ich mit dem kleinen roten Koffer, der mich bereits in etlichen Flügen in der Kabine oberhalb begleitete. Kaum am Gate angelangt, kam schon der Aufseher: „That’s a cabin bag. You have to pay extra.“ Ein gesalzenes Extra.

Bei Yacht-Chartern ist es wie bei Fluglinien: Auf das Kleingedruckte achten! Manche Charter bieten traumhafte Yachten für Kleingeld an, andere ein Sorglos-Paket mit stolzem Preis.

Neben der Bootsmiete kommen noch viele versteckte Extras dazu.

Wichtig

  • Yacht-Versicherung
  • Permit & Kurtaxe
  • Rettungswesten
  • Rettungsboot
  • 24h Notruf Hotline
  • Endreinigung
  • Gasnutzung
  • Gefüllter Wassertank
  • Warmwasser
  • Kühlschrank

Bonus

  • Vorabend-Check-In
  • Aktuelle Seekarten
  • GPS, Plotter
  • Autopilot
  • Handtücher & Bettwäsche
  • Individuelle Übergabezeit
  • Reiserücktritt
  • Haustiere
  • Autoparkplatz
  • WLAN

Ein Charterboot muss natürlich noch viel mehr bieten, um die Sicherheit zu gewährleisten. Das sind jedenfalls die berüchtigten Kostenfallen.

Der Skipper (900 – 1500€)

Es tut gut, einen Guide an Deck zu haben. Ein erfahrener Skipper kennt günstige Orte und plant nach Bedarf den gesamten Törn so wie ihr davon träumt. Das fällt sofort auf, wenn es um die Suche nach Liegeplätzen geht. Die Geheimtipps für entlegene Buchten, familiäre Restaurants und unglaubliche Sehenswürdigkeiten sind unschlagbar.

Allerdings zahlt der Skipper nicht für euer Boot und auch nicht für laufende Kosten. Ihr müsst ihn nicht täglich zum Hummer-Essen einladen, aber grundsätzlich mitverpflegen. Ein gebuchter Skipper kostet euch somit rund 200 € pro Tag.

Viel Geld? Mag sein. Er ist ja rund um die Uhr für euch da. Was ihr im Gegenzug bekommt, sind Spaß, Gelassenheit und den bestmöglichen Einstieg in das Segelhobby.

Was darf ein privater Skipper verlangen?

Private Skipper lassen sich ungern für eine spaßige Urlaubswoche von Freunden komplett sponsern. Dennoch, als Kapitän des Bootes kann man nicht sorgenlos die Füße über den Wellen baumeln lassen, wie es der Rest der Crew tut. Es gibt eine Reihe an Kompromissen und die sind absolut individuell.

Der private Skipper könnte:

  • vom Vor-Einkauf ausgenommen sein.
  • nicht in die Bordkasse einzahlen.
  • die Bootsmiete auslassen.
  • auf die Bezahlung verzichten.
  • nur Trinkgeld bekommen.
  • oder diese Punkte wild kombinieren.

Die Bordkasse (150 – 300€ p. P.)

Üblicherweise gründet die Crew zu Beginn eine gemeinschaftliche Kasse, in die jedes Mitglied gleich viel Geld einwirft: die Bordkasse. Daraus werden alle laufenden Kosten wie Liegegebühren, Diesel, Lebensmittel, Getränke und Restaurantbesuche bezahlt.

Nach altem Seemannsbrauch ist der Skipper von der Bordkasse befreit und wird mitverpflegt. Uns Skipper belasten Planung, Verantwortung und nur eine schlafende Gehirnhälfte – die andere denkt an den Anker.

Überschüssiges Geld wird bei Törnende wieder verteilt. Damit es keine Streitigkeiten gibt, wähle ich einen Finanzminister.

1. Liegeplatzkosten (300 – 500€)

Sobald die Wetter-Apps düstere Nachrichten verbreiten, tummelt es sich im Hafen. Also besser vorher reservieren. Ich selbst war mal eingesperrt zwischen wütender See und wütenden Hafenaufsehern mit Platzmangel. Was tun? „Schnallt euch einfach an mich ran!„, rief ein Segler von seiner alten Holzyacht (deren Schiffsbar ich empfehlen kann).

Wer einen fixen Platz im Hafen möchte, muss dafür zahlen. Die Kosten bewegen sich ca. zwischen 4 – 10 € je Längenmeter. Ein 40 Fuß (ca. 12 m) Segelboot wird für eine Woche im Hafen ungefähr 500 € los. Bei diesem stolzen Preis sind üblicherweise Strom und Wasser inkludiert. Außerdem kann man sich am Hafen meist duschen.

An einer Boje ist es günstiger, das Ankern in einer Bucht ist fast immer kostenlos. In einem realistischen Törn verbringt man vielleicht 3 Tage im Hafen, 2 Tage an der Boje und 1 Tag in der Bucht. Dann kostet die 40 Fuß Yacht grob 300 € in der Woche. Katamarane zahlen die doppelte Liegegebühr.

  • Hier ist meine Segler-Apps Liste. Darunter auch eine App für Liegeplätze.

2. Verpflegung (100 – 200€ p. P.)

Die einen lieben herzhafte Düfte aus dem Backrohr, die anderen kennen den Menüplan aller umliegenden Restaurants auswendig. Wie viel Geld deine Crew in die Bordkasse einzahlt, hängt davon ab, wie sie gepolt ist. Auswärts zu essen, ist logischerweise teurer.

Ohne Restaurant: ca. 100 € pro Kopf und Woche
Mit Restaurant: ca. 200 € aufwärts pro Kopf und Woche

Alle haltbaren Lebensmittel organisiert die Crew am besten im Ausgangshafen. Auf Inseln ist alles teurer, mit noch dazu schlechterem Angebot. Fisch, Fleisch, Obst oder Gemüse kaufst du am besten frisch und lokal ein. Das Thema Kühlschrank am Boot ist so eine Sache.

Wasser aus dem Tank muss abgekocht werden, bevor du es trinkst. Deswegen ist es schlau, für jeden eine 1,5l Wasserflasche pro Tag einzuplanen. Andere rechnen in Bier.

3. Treibstoff (150€)

Ein böses Wort unter den Segel-Puristen. Trotzdem braucht jeder Sprit, um im Hafen zu navigieren, bei Flauten voranzukommen und ironischerweise in der Tankstellen-Schlange.

Die meisten Bootsmotoren trinken Diesel. Ein ganzer Tank kostet euch zwischen 100 – 200 €. Bei der Rückgabe muss er voll sein.

Übrigens, eine 40 Fuß Yacht schluckt ca. 1 – 2 Liter pro Seemeile. 180 Seemeilen wären ein gutes Wochenziel. Wenn ihr ein Drittel davon mit Motor tuckert, sind das rund 90 Liter Diesel.

Wie viel ihr tatsächlich braucht, steht in den Sternen. Meine Crew und ich haben im Sommer jedenfalls gern ein wenig Motor-Spaß. Aber pssst! Nicht herumerzählen.

Versicherungen (50 – 300€)

Segeln wird gerne von unseren üblichen Verträgen ausgenommen. Eine „gefahren-geneigte Sportart“. Nachdem Boote schwimmende Goldbarren sind, empfehlen sich Segler-Versicherungen. Bei Privat-Törns legt die Crew üblicherweise das Geld zusammen.

Skipper-Haftpflicht (wichtig):

Richtest du Schaden an einem anderen Fahrzeug an, oder demolierst du den Steg, dann spuckt dein Bankkonto schnell mal rote Zahlen aus. Das geht richtig ins Geld; erst recht, wenn andere Personen zu Schaden kommen. So wie jeder eine Haftpflicht auf festem Boden braucht, empfiehlt sich auch eine am Boot.

Kosten: 50 – 100€ pro Jahr.

Unfallversicherung (empfohlen):

Der Versicherungsschutz betrifft alle Unfälle, die Skipper (und mitversicherte Crew) am Boot erleiden können. Selbst bei Seenot übernimmt die Versicherung die Bergungskosten.

Charter-Kautionsversicherung (empfohlen):

Sollte dem Vercharterer bei der Übergabe etwas nicht passen, kann er die Kaution einbehalten. Fast immer bleibt bei Schadensfällen eine Selbstbeteiligung, die grob um die 800 € liegt. Und futsch, weg ist deine Kaution! Dagegen hilft diese Versicherung, jedoch nicht zu 100 %. Die Kautionsversicherung setzt einfach die Selbstbeteiligung stark herunter.

Kaution: 500 – 2000 €
Versicherung: 50 – 100 €

Charter-Rücktrittsversicherung (optional):

Bei mir wartet der Männerschnupfen nur darauf, dass mein Alltagsstress nachlässt. Wenn der Segelurlaub (nicht) ins Wasser fällt, bleibt manchmal die gesamte Crew auf den Kosten sitzen. Gratis Storno ist, wenn überhaupt, auf 30 Tage limitiert. Entweder du findest Ersatz, oder die Reiserücktrittsversicherung bezahlt alle bereits getätigten Zahlungen und auch die anfallenden Kosten des Segeltörns.

Kosten: 10 – 20 € p. P.

Sonstiges

Deinem Segelabenteuer steht nichts mehr im Wege, oder? Vergiss nicht die Kleinigkeiten! Wenn du das erste Mal segelst, solltest du unbedingt ein paar wichtige Dinge dabei haben, um dich auf dem Wasser sicher und bequem zu fühlen. Es wird kein Loch in deine Geldbörse reißen, aber die Kosten addieren sich.

Ich empfehle dir:

  • abriebfeste Segelschuhe
  • Sport-Handschuhe
  • einen wasserdichten Segelsack
  • eine Regenjacke (und Hose)
  • eine Kappe
  • eine polarisierte Sonnenbrille

Der restliche Warenkorb wird sich von allein füllen, sobald du ein eingefleischter Segler bist! In meinem Shop kannst du schmökern.

Segeln ist Vertrauenssache

Schauergeschichten gibt es im Internet zur Genüge. Werden die Versicherungs-Prämien nicht rechtzeitig bezahlt, müsste die Crew im Extremfall das gesamte Boot ersetzen. Und wer kontrolliert schon fremde Bankauszüge?

Ich setze lieber auf einen verlässlichen Vercharterer und der hat seinen Preis. Ohne dieses entspannte Gefühl von Vertrauen gehe ich sowieso nicht aufs Wasser. Für den Rest glaube ich einfach ans Glück – obwohl meine Lotto-Scheine immer Nieten sind.

Ein Segeltörn kann teuer sein, muss es aber nicht. Erwarte nicht zu viel von 300 €, aber bereits mit 600 € bekommst du einen fantastischen Urlaub, der dich für unzählige Stunden am Wasser begeistern wird. Viele, viele Jahre lang.

Tristan

Tristan

Als ICC-zertifizierter Skipper entdecke ich die Nuancen der Segelwelt. Entweder mit Leinen in der Hand, oder Tastatur unter den Fingern.