Klampe traditionell belegen – der schlanke Knoten in 5 Sek.

Ich nutze die kurze Pause zwischen den Böen und lege von der Box ab. „Leinen los!“, kommt das Kommando.

Das Boot fährt, doch plötzlich knarzt es am Heck. „Leine hakt! Leine hakt!“, ruft mein Mitsegler, als es uns zur Seite reißt.

Halb aus der Box blicke ich zurück zum losen Ende, das am Steg festhängt. Dann zur Heckklampe, an der sich der Knoten zu einem Stein verhärtet.

Bei diesem Zug lösen? Unmöglich.

Das schwierigste Anlegemanöver meines Lebens bewies mir die wichtigste Aufgabe der Klampe: Sie muss die Leine im Notfall schnell freigeben können.

Ich zeige dir, wie du den wahren Klampenschlag mit einem Blick erkennst, denn getarnte Fehler gibt es viele. Die traditionelle Methode funktioniert immer und lässt dabei auch noch Platz auf der Klampe.

Schlicht, stark, schnell und sicher? Ja, bitte!

Kurzanleitung Klampenschlag

Klampe belegen

  1. Führe das feste Ende zum entfernteren Horn.
  2. Forme ein Auge um den Fuß der Klampe.
  3. Kreuze zum ersten Horn.
  4. Kreuze zum zweiten Horn
  5. und lege einen Kopfschlag darum.
  6. Ziehe die lose Part an.

Der Kopfschlag ist kein Synonym für den Klampenschlag. Tatsächlich ist es nur die letzte Bucht, die auf den Kopf gedreht wird und sich somit selbst klemmt. Nun ist der Knoten gesichert.

Neulinge höre ich oft meine OXO-Eselsbrücke murmeln:
Auge: O – zweimal kreuzen: X – Kopfschlag: O

Klampenschlag kontrollieren

Ein korrekter Klampenschlag hat vier Merkmale:

  1. Eine Schlaufe am Fuß
  2. Zwei parallele Stückchen am Horn.
  3. Ein Stückchen kreuzt oberhalb.
  4. Das Ende ist im Trockenen.

Dann zieht sich der Knoten wie eine Boa constrictor eng an die Klampe und das quere Stückchen sichert ihn mit Druck von oben. Das hält.

Auge + Fenderknoten = Klampenschlag?

Übrigens kann man den Fenderknoten (Webeleinstek) auf die gleiche Art kontrollieren: Zwei parallele Stückchen, mit einem kreuzenden Stückchen darüber.

Woher kommt das? Siehst du dir den Klampenschlag genauer an, erkennst du ein Auge, gefolgt vom Fenderknoten. Aha!

Das Auge verteilt also die Last auf zwei Punkte: links vom Fuß und rechts vom Fuß. Dieses Konstrukt sichern wir danach mit dem Webeleinstek. Ein schlanker Knoten, der sich bei Last zuzieht, aber auch leicht wieder lösen lässt.

Sieht dein Knoten anders aus, bist du vielleicht in eine der Fallen getappt, die selbst manche Prüfer nicht erkennen. Dabei musst du nur drehen, kreuzen und sichern.

Drehen

Die Richtung, aus der die stehende Part kommt, ist essenziell. Deswegen nennen wir das vom Poller weiter entfernte Horn auch das lange Horn. Beginnst du deinen Klampenschlag dort, ist die stehende Part länger und genau das brauchen wir.

Drehrichtung: Langes Horn beginnt

Kurzes Horn
Langes Horn

Mit dem kurzen Horn beginnen? Keine gute Idee.

Die Seilreibungsformel besagt, dass die Haltekraft exponentiell mit dem Drehwinkel steigt. Mit anderen Worten: ein bisschen mehr Drehung bringt gewaltig mehr Reibung!

Führst du die stehende Part hingegen unters kurze Horn, knickt die Leine dort kaum. Schon beginnt dein Knoten mit einer Schwachstelle, oder rutscht überhaupt vom Horn.

Drehwinkel: Auge, kein Rundtörn

Die stehende Part haben wir mit Zug unter das lange Horn geführt, jetzt ziehen wir sie auch unter das kurze Horn. Wir sehen das Auge, unser Checkpoint.

Checkpoint Auge
1. Kreuzschlag

Würden wir stattdessen ein drittes Mal unter ein Horn, formen wir damit einen Rundtörn (1,5-fache Drehung). Das passiert üblicherweise jenen, die mit dem kurzen Horn beginnen. Ihr Konstrukt sieht unfertig aus und ist auch rutschig. Der Rundtörn sorgt für Reibung, aber zu welchem Preis?

Vor allem dicke Leinen verbeißen sich beim Rundtörn unter dem Horn. Genau dort, wo wir doppelt vorbei sind. Je stärker der Zug, desto mehr flucht man beim Lösen. Durch einen festen Ruck am geklemmten Ende springt der Knoten auf, doch die Last schießt dir sofort in die Hand, Finger an der Klampe.

Mehr Kraft in der Hand

Wer die Klampe richtig rum umwickelt, kann das Boot problemlos in einer Hand halten. Es ist die Position Stag, mit der jeder Klampenschlag beginnt. Dafür machst du einfach nur den ersten Teil, ohne zu kreuzen. Also langes Horn, kurzes Horn, halten.

Schritt 1: langes Horn
Schritt 2: Stag

Kreuzen

In der Position Stag können wir kontrolliert fieren und schnell wieder dichtholen. Wollen wir die Klampe voll belegen, machen wir jetzt unsere Kreuzschläge. Den ersten zum langen Horn und den zweiten zum kurzen Horn. Zwei genügen.

Wichtig ist, dass du zu kreuzen beginnst, sobald du das Auge siehst.

1. Kreuzschlag
2. Kreuzschlag

Ist dein Knoten falsch, spürst du dies deutlich in der Hand, weshalb viele eine weitere Kreuzung dazunehmen. Manche häkeln sogar die gesamte Leine an die Klampe.

Jeder weitere Kreuzschlag erhöht zwar die Reibung im System, macht den Knoten allerdings nicht unbedingt sicherer, nur dicker. Der wahre Sinn dahinter: Bei extremer Last nimmt die zusätzliche Windung etwas Zug von der letzten Schlaufe, damit man diese leichter lösen kann.

Sichern

Wir sind unter dem langen Horn vorbei, unter dem kurzen Horn vorbei, kreuzten einmal, kreuzten das zweite Mal, und jetzt müssen wir den Knoten sichern. Das übernimmt der Kopfschlag.

2. Kreuzschlag
Auge vorbereiten

So funktioniert der Kopfschlag kopflos: Die eine Hand hält das X auf Spannung, die andere formt mit der losen Part unterhalb ein Auge und fängt damit das Horn.

Fertiger Klampenschlag

Zuletzt ziehst du die lose Part an und schon saugt sich der Knoten an die Klampe. Es entsteht eine einfache, aber effektive Sicherung, die leicht zu lösen ist – in Wahrheit der Webeleinstek.

Bei diesem Schritt legen viele eine Denkpause ein, denn der Kopfschlag sichert nur in einer Drehrichtung. Zeigt dein Knoten eine Brezel, versuch es andersherum. Auf der Klampe dürfen nur Kreuzungen liegen.

Wie sicher hält das?

Ich bin einen Fenderknoten von einer Katastrophe entfernt? Der löst sich doch!

Es stimmt, ruckelst du lang genug am Webeleinstek, könnte das lose Ende durchschlüpfen. Dieser Knoten hasst Vibrationen, Lastenänderungen oder wenig Zug. Deswegen sichern wir eingeklemmte Fender zusätzlich mit ein bis zwei halben Schlägen.

Hält der Klampenschlag über Nacht, wenn das Boot in der Box schaukelt?

Deshalb beginnen wir mit einem Auge. Es fixiert die meiste Kraft der stehenden Part auf den Fuß der Klampe. Und dieser bewegt sich keinen Millimeter. Das hält den Webeleinstek auf Spannung, ohne an ihm zu rütteln.

Klampenschlag Draufsicht
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Klampenschlag Seitenansicht

Ich fürchte den Palstek

Bevor der Klampenschlag platzt, reißt die Klampe aus. Und ja, so etwas passiert.

Denk an den Palstek, den viele Segler durch die Klampe stopfen und damit ablegen. Sollte die Leine plötzlich zurückhalten, wirst du ihn nicht gelöst bekommen – und ich würde meine Finger gar nicht erst in die Nähe bringen. Man weiß nie, ob und wann der Mini-Amboss durch die Luft schießt.

Den Klampenschlag kann ich hingegen blitzschnell von den Hörnern schwingen. Dafür brauche ich nur eine Hand am losen Ende. Korrekt gewickelt ist es im Boot statt in der Schusslinie.

Ausnahmen

Was ist bei einer senkrechten Klampe zu tun, etwa am Mast?

Der Kopfschlag sollte immer am kurzen Horn liegen. Kommt die feste Part von unten, ist der Kopfschlag ebenfalls unten. Die Schwerkraft wird uns diese Schlaufe sicherlich vom Horn ziehen. Ich kreuze einfach einmal mehr und setze ihn damit aufs obere Horn.

Bei sehr dünnen und glatten Leinen ist auch diese zusätzliche Kreuzung zu wenig. Hier hilft nur die hohe Reibung des Rundtörns (statt dem Auge). Dazu beginne ich mit zwei, drei Windungen um den Fuß der Klampe wie bei einer Winsch. Eventuell verkneift sich der Knoten, sollte bei Hilfsleinen allerdings weniger schlimm sein.

Übrigens, einen Kreuzpoller belegst du am besten mit dem Klampenschlag. Nur, dass die „Klampe“ um 90° gekippt ist. (Was bei der Klampe oben ist, ist beim Kreuzpoller die Seite.) Sollte die Leine nicht am Poller enden, sondern wieder aufs Boot kommen, spare ich mir das und lege auf Slip. Sie ist ja am Boot gesichert.

Quiz:

Wer kreative Inspiration sucht, muss nur den Steg entlang spazieren und auf die Klampen der Nachbarboote blicken.

Finde den korrekten Klampenschlag!

(A)
(B)
(C)
(D)

So einfach wie möglich, so stark wie nötig.

Ein korrekter Klampenschlag sieht einfach … zu einfach aus, oder? Die fünf Handgriffe benötigen keine fünf Sekunden. „Ja, kann ich“, denken sich deine Bootsnachbarn, während sie nicht wissen, was du weißt.

Doch nur dein Knoten ist

  • von Beginn an stark
  • sicher in der Hand
  • leicht zu überprüfen
  • doppelt belegbar
  • stressfrei zu lösen
  • und traditionell

Andere Varianten sind vielleicht ähnlich stark, nur eben dicker und komplizierter im Notfall. Oder sie lösen sich, sobald du einmal wegsiehst.

Habe ich damit den Glaubenskrieg befeuert?

Natürlich gibt es exotische Klampenformen oder Leinen, die glatt wie ein Aal sind. Man muss den Knoten an die Gegebenheiten und an die eigenen Vorlieben anpassen.

Ich vertraue jedenfalls auf meine fließende Schlangen-Bewegung beim Belegen. Sie klappt blind, ist deswegen auch sicher und lässt sich im gleich eleganten Schwung wieder lösen.

Leonardo da Vinci sagte mal:

Einfachheit ist die höchste Stufe der Vollendung.

Tristan

Tristan

Als ICC-zertifizierter Skipper entdecke ich die Nuancen der Segelwelt. Entweder mit Leinen in der Hand, oder Tastatur unter den Fingern.